Reinhold Scheffel*Rezension - Josef Börcsök, Elektronische SicherheitssystemeJurPC Web-Dok. 197/2004, Abs. 1 - 3 |
Josef Börcsök Elektronische Sicherheitssysteme - Hardwarekonzepte, Modelle und Berechnung Reihe "Praxis" Hüthig Verlag |
Das im Hüthig Verlag neu erschienene Buch aus der Reihe "Praxis" gibt einen Überblick über den derzeitigen Stand von Wissenschaft und Technik im Bereich von elektronischen Sicherheitssystemen und deren Sicherheit in der Vernetzung. Insbesondere behandelt werden die Grundlagen solcher Systeme, die Einstufung in Sicherheitsklassen sowie Entwicklungsmethoden für Hard- und Software. Weitere Kapitel sind der Zuverlässigkeit, der Risikoanalyse und der Berechnung von Ausfallwahrscheinlichkeiten gewidmet. Der Inhalt wird durch Beispiele und Berechnung von MTTF-Werten ergänzt. Das Werk beschäftigt sich mit der Sicherheit von elektronischen Systemen und dabei vorwiegend im Zusammenhang mit der Sicherheit von Maschinen und Anlagen und deren Risikobeurteilung. | JurPC Web-Dok. 197/2004, Abs. 1 |
Es wendet sich an Entwickler, Techniker und Ingenieure, die sich eingehend mit der Sicherheit elektronischer Systeme beschäftigen müssen. Es werden sowohl die Grundlagen und die Begriffsdefinitionen der Sicherheitstechnik dem Leser näher gebracht, als auch in wissenschaftlicher Tiefe die theoretischen Betrachtungen, insbesondere nach Markov-Modellen und der Monte-Carlo-Simulation, abgehandelt. Das Buch ist daher sowohl für Neueinsteiger in das Arbeitsgebiet geeignet als auch als Nachschlagewerk und weiterführende Literatur für Experten gedacht. Das Werk besteht aus sechzehn Kapiteln, die auf über sechshundert Seiten verteilt sind. Beginnend mit den Grundlagen der Sicherheitstechnik in Rechner-Systemen über einen historischen Rückblick zur Entwicklung solcher Systeme werden die verschiedenen Entwicklungsmodelle für Software in sicherheitsrelevanten Anwendungen beschrieben. Die Beschreibung des oft verwendeten V-Modells und der anderen häufig verwendeten Methoden ist gut und verständlich gelungen und auch für Einsteiger in das Thema geeignet. Insbesondere auf die Methoden der Fehlererkennung wird eingegangen. Der FMEA (Failure Mode and Effects Analysis) ist ein eigenes Kapitel gewidmet, die Grundlagen der Statistik und die der Wahrscheinlichkeitsberechnung werden ausführlich behandelt. Der Autor versteht es, diese komplexen Sachverhalte dem Leser sachlich und verständlich zu vermitteln und mit Beispielen auch komplizierte Themen anschaulich darzustellen. | Abs. 2 |
In den mittleren Kapiteln des Werkes erhöht sich allerdings der
Anspruch an die mathematischen Kenntnisse des Lesers, denn der
Verfasser steigt in die mathematische Beweisführung der
Sicherheitswissenschaft ein. Spätestens hier kann man nicht mehr von
einer Einführung in das Thema der Bewertung von Sicherheitssystemen,
sondern nur doch von deren mathematischer Modellierung sprechen. Hier
beginnt es für den Spezialisten interessant zu werden: Das
Markov-Modell für ein sicherheitsgerichtetes System-Modell wird in
wissenschaftlich fundierter Weise vorgestellt und besonders
hinsichtlich von Ausfallraten und Wahrscheinlichkeitsrechnungen
hergeleitet. Der geneigte Leser sollte allerdings die Grundlagen der
Matrizenrechnung beherrschen, da er sich ansonsten in mathematischen
Ableitungen verlieren würde. Der Berechnung von
Ausfallwahrscheinlichkeiten ist ein weiterer Bereich gewidmet.
Besonders in der heutigen Zeit, wo viele sicherheitsrelevante
Funktionen in technischen Einrichtungen realisiert werden müssen, ist
die Frage nach deren Zuverlässigkeit und deren
Ausfallwahrscheinlichkeit von enormer Bedeutung. Jeder von uns ist
inzwischen davon abhängig: ob im Flugzeug, im Auto oder im OP-Saal,
die Zuverlässigkeit moderner Systeme wird immer mehr von der
Zuverlässigkeit der verwendeten Elektronik bestimmt. Diese kann
dadurch über Leben und Tod entscheiden! So gewinnt das Werk über seine
Bedeutung für den Experten hinaus eine weitere im mehr allgemeinen
Sinne. Dem Sachkundigen werden neben Grundlagen auch Beispiele
geliefert, anhand derer er das gewonnene und angelesene Wissen sofort
verifizieren kann. Das Werk erfüllt also zwei Aufgaben: Erstens dient
es als Einführung in die komplexe Welt elektronischer
Sicherheitssysteme, zweitens als Nachschlagewerk und Standardliteratur
für Fachleute, die sich intensiv mit diesem Thema auseinander setzen
wollen und müssen. Insgesamt also eine gelungene Mischung eines
Fachbuches mit einem Einführungswerk für diese unterschiedlichen
Ansprüche. Ein umfangreiches Literaturverzeichnis von über dreihundert
Referenzen bietet dem Sachkundigen viele Hinweise zur weiterführenden
Literatur. Dem Werk und somit seinem Autor ist eine hohe Verbreitung
zu wünschen und das Buch der Fachwelt anzuempfehlen.
| JurPC Web-Dok. 197/2004, Abs. 3 |
* Dr.-Ing. Reinhold Scheffel ist Diplom-Physiker und Geschäftsführer der tekit Consult Bonn GmbH, TÜV Saarland Gruppe. |
[online seit: 17.09.2004 ] |