JurPC Web-Dok. 43/2001 - DOI 10.7328/jurpcb/200116482

Cornelia Klam *

Rezension: Reinermann, von Lucke, Portale in der öffentlichen Verwaltung, Speyerer Forschungsbericht 205

JurPC Web-Dok. 43/2001, Abs. 1 - 9


Reinermann, Heinrich/ Lucke, Jörn von (Herausgeber)
Portale in der öffentlichen Verwaltung
Internet - Call Center - Bürgerbüro
Speyerer Forschungsbericht 205
222 Seiten
ISBN 3-932112-43-1
13,00 DM
Der Forschungsbericht 205 zum Thema Portale in der öffentlichen Verwaltung - Internet - Call Center - Bürgerbüro ist seit August 2000 in der ergänzten, zweiten Auflage erhältlich. Er umfasst eine Zusammenstellung von Aufsätzen, in denen die Portale Service New Brunswick (Kanada), GIC (Australien), TIGERS (Tasmanien), Centrelink (Australien), Amtshelfer online (Österreich), Portal-2002 (Großbritannien), public Gate (Deutschland), Virtueller Marktplatz Bayern (Bayern), Gemeinde4u (Niedersachsen), Rheinland-Pfalz-Lotse (Rheinland-Pfalz), Köln Card (Köln), IMAGINE (Europäisches Städteprojekt) und dasjenige der Hansestadt Bremen vorgestellt werden. JurPC Web-Dok.
43/2001, Abs. 1
Am Anfang des Forschungsberichts stehen zwei einleitende Beiträge der Herausgeber Heinrich Reinermann und Jörn von Lucke. Während Heinrich Reinermann den Begriff des Portals näher erläutert und allgemein darstellt, welche Aufgaben Portale erfüllen und welche Erwartungen mit ihnen verbunden sind, geht Jörn von Lucke ausführlicher auf Struktur und Architektur von Portalen im Einzelnen ein. Mit diesem Hintergrundwissen fällt es anschließend leichter, die folgenden Erfahrungsberichte mit Portalen aus aller Welt aufzunehmen.Abs. 2
Bei den Beiträgen über die einzelnen Portale ist besonders interessant, wie sich in den unterschiedlichen Teilen der Welt gleichzeitig Portale in der öffentlichen Verwaltung mit ähnlicher Struktur und ähnlicher Zielsetzung unabhängig voneinander entwickeln. Allen Portalen gemeinsam ist die Bestrebung, dem Bürger Informationen und Ansprechpartner zu liefern, ihm Behördengänge zu erleichtern und ihm ein Forum zum Austausch mit anderen Menschen zu bieten. Häufig ist ein solches Portal auch mit sogenannten Marktplätzen gekoppelt, wobei der Portalbetreiber lediglich als Vermittler zwischen Käufer und Verkäufer auftritt. Dies ist besonders anschaulich in Thorsten Bullerdieks Beitrag über die Wirtschaftsförderungsinitiative "gemeinde4u" in Niedersachsen dargestellt. Abs. 3
Ein weiteres wichtiges Ziel eines Portals in der öffentlichen Verwaltung ist auch die Zeit- und Kostenersparnis innerhalb der Behörde. Es wird erstrebt, den virtuellen Kontakt des Bürgers mit der Verwaltungsstelle ergänzend zum herkömmlichen Weg umfassend zu ermöglichen. Auch in der Entwicklung bestehen zwischen den einzelnen Portalen viele Gemeinsamkeiten. Begonnen hat es meist damit, dass dem Bürger wichtige Informationen über das Medium des World Wide Web zur Verfügung gestellt werden sollten. In einem weiteren Schritt ging man dazu über, auch Antragsformulare online zur Verfügung zu stellen, zunächst zum Download, dann sogar zum direkten elektronischen Ausfüllen und Versenden. Der dritte und vorerst finale Schritt geht hin zu einem "One Stop Service". Man will erreichen, dass ein Bürger für einen bestimmten Bereich, z.B. die Eröffnung einer Gastronomie, nicht mehr unzählige Gänge zu unterschiedlichsten Behörden in zuvor festgelegter Reihenfolge erledigen muss, sondern dass er online in einem einzigen Zug alle erforderlichen Anträge stellen kann. Arthur Winter hat in seinem Beitrag über den Amtshelfer online in Österreich sehr schön diese 3-Stufen-Planung vom "@mtshelfer online" über "@ntrag online" zum "@mtsweg online" erläutert. Bei den meisten Portalen befindet man sich derzeit in der zweiten Stufe. Abs. 4
Viele Beiträge widmen sich auch der Frage, wie die Sicherheit im Netz gewährleistet werden kann. Willy Landsberg stellt in seinem Aufsatz beispielsweise das Projekt "KölnCard" vor. Das angestrebte Ziel ist dabei eine multifunktionale einheitliche Chipkarte mit einem digitalen Signatur-Dienst, einer Bezahlfunktion und etwaigen Zusatzfunktionen.Abs. 5
Neben den grundsätzlichen Erfahrungen mit Portalen in der öffentlichen Verwaltung werden häufig auch individuelle Ansätze dargestellt. Besonders interessant war dabei der Beitrag von Herwig Heckel über das europäische Städte-Projekt IMAGINE. Es wird von den Städten Casale Monferrato in Italien, Parthenay in Frankreich und den deutschen Städten Torgau und Weinstadt, von den kleinen und mittelständigen lokalen Unternehmen sowie von Siemens, Microsoft, Finsiel und France Telecom wirtschaftlich getragen, von mehreren Universitäten wissenschaftlich begleitet und von der Europäischen Kommission gefördert. Sein Ziel ist die Bereitstellung einer technischen Plattform für lokal ausgerichtete Online-Dienstleistungen mit den Kern-Anwendungen eines virtuellen Rathauses, einem lokalen Arbeitsmarkt online und interaktivem Lernen und Weiterbildung. Abs. 6
Etwas schade ist, dass es einen Beitrag von Gunter Oesterhelt über das Portal für den Virtuellen Arbeitsplatz im Internet "public GATE" mit einem Verweis auf die entsprechende Internetseite gibt, dort aber Anfang 2001 lediglich zu lesen gab, dass es an dieser Stelle "demnächst mehr" gäbe. Dies ist für den an Portalen Interessierten aber andererseits auch eine Möglichkeit, den Start eines Portals samt seiner Entwicklung im Netz zu verfolgen.Abs. 7
Insgesamt bietet der Forschungsbericht einen sehr interessanten Überblick über die Entwicklung, den Zweck und die Ziele von Portalen. Es ist außerdem begrüßenswert, dass sich die Beiträge nicht auf den deutschen oder europäischen Bereich beschränken, sondern dass es Darstellungen aus der ganzen Welt gibt. Für jemanden, der mit Portalen arbeitet oder gar welche erstellen möchte, ist die Lektüre dieses Buches geradezu ein Muss. Für andere an Portalen Interessierte ist es immerhin ein unterhaltsames Werk, da man auch die Möglichkeit hat, im Internet unmittelbar selbst die Portale auszukundschaften. Der Leser kann sich dann eine eigene Meinung über Informationsgehalt und Nutzerfreundlichkeit des vorgestellten Portals bilden. Abs. 8
Der Forschungsbericht enthält 222 Textseiten und kann gegen eine Gebühr von 13 DM beim Forschungsinstitut für öffentliche Verwaltung in Speyer geordert werden (foev@dhv-speyer.de).
JurPC Web-Dok.
43/2001, Abs. 9
* Cornelia Klam ist Assessorin und wissenschaftliche Hilfskraft am Lehrstuhl für Bürgerliches Recht, Zivilprozessrecht und Rechtsphilosophie von Prof. Dr. H. Rüßmann in Saarbrücken, wo sie derzeit an ihrer Dissertation arbeitet.
[online seit: 23.04.2001]
Zitiervorschlag: Autor, Titel, JurPC Web-Dok., Abs.
Zitiervorschlag: Klam, Cornelia, Rezension: Reinermann, von Lucke, Portale in der öffentlichen Verwaltung, Speyerer Forschungsbericht 205 - JurPC-Web-Dok. 0043/2001