Markus Junker *Rezension: Tiedemann, Internet für Philosophen, 1997JurPC Web-Dok. 01/1999, Abs. 1 - 6 |
Tiedemann, Paul Internet für Philosophen Eine praxisorientierte Einführung Darmstadt, Primus-Verlag, 1997 XII, 132 Seiten ISBN 3-89678-058-1 26,80 DM (25,- SFr, 196,- ÖS) |
Bücher zum Internet haben Hochkonjunktur. So gibt es alleine auf dem Gebiet der Rechtswissenschaft neben den Werken, die sich mit den Rechtsfragen des Internet auseinandersetzen, schon seit längerer Zeit eine Vielzahl von Publikationen, die dem Juristen das Internet als Arbeitshilfe näherbringen wollen. Das vorliegende Buch befaßt sich nicht mit den juristischen, sondern den philosophischen Angeboten des Internet. Es will dem Philosophen das Internet als Arbeitshilfe näherbringen. Da die Philosophie das Grundlagenfach zu allen Wissenschaften ist und die Staats- und Rechtsphilosophie bereits in der Antike klassische Fächer der Philosophie waren, richtet sich das Buch aber auch an den philosophisch interessierten Juristen. Der Autor, selbst Richter am Verwaltungsgericht Frankfurt/Main, hat sich durch Veröffentlichungen auf dem Gebiet der Philosophie und Publikationen im Internet ausgewiesen: Er betreut beispielsweise die Web-Site des Verwaltungsgerichts Frankfurt/Main und die in JurPC 1996, 376 vorgestellte Datenbank "Gewissensfreiheit". | JurPC Web-Dok. 01/1999, Abs. 1 |
Das Buch besteht aus drei Teilen: einer Einführung in die Technik des Internet, ausgewählten Internet-Adressen für Philosophen und einer Einführung in das Publizieren im Internet. Der Anhang enthält neben einem kurzen Glossar mit wichtigen Fachbegriffen Verweise auf weiterführende (Print-)Literatur und auf die Web-Seite zum Buch mit einer überschaubaren Anzahl weiterführender Links. | Abs. 2 |
Im ersten Teil des Buches stellt der Autor die technischen Grundlagen des Internet vor, wie sie in ähnlicher Form in jedem vergleichbaren Buch zum Internet zu finden sind. Von Interesse für den Internet-Einsteiger dürften dabei insbesondere die Hinweise zu den Hard- und Softwarevoraussetzungen für den Internet-Zugang sein. Diese Informationen erscheinen aufgrund der rasanten technischen Entwicklung allerdings schon beinahe überholt. Sehr verständlich und dank der zahlreichen Grafiken recht übersichtlich erläutert der Autor, wie die technischen Dienste des Internet, insbesondere E-Mail, Telnet und das World Wide Web (WWW), funktionieren und zu bedienen sind - alles in allem eine lohnenswerte Lektüre auch für den fortgeschrittenen Internet-Nutzer. | Abs. 3 |
Das Kernstück des Buches stellt der zweite Teil mit einer Auswahl philosophisch relevanter Internet-Adressen dar. Der Autor hat sie nach thematischen Gesichtspunkten gegliedert und ihren Inhalt jeweils in einem kurzen Text zusammengefaßt und kommentiert. Dabei widersteht er der weit verbreiteten Versuchung, das Internet als flüchtiges Medium enzyklopädisch in Papier einfangen zu wollen. Wie er selbst hervorhebt, führt die Dynamik des Internet nicht nur ständig zur Entstehung neuer interessanter Angebote, sondern auch zum "Adreßwechsel", zur Änderung der Inhalte oder sogar zur Aufgabe von Angeboten. Eine statische Zusammenstellung im Rahmen eines Buches wäre damit bereits im Zeitpunkt der Veröffentlichung überholt. Diese Einschätzung hat ein Test mit ausgewählten Adressen des Buches bestätigt. Um diesem Problem abzuhelfen, böte es sich an, eine eigene und manuell stets aktualisierbare Linksammlung im Internet zu erstellen. Darauf hat der Autor leider verzichtet. Er verweist auf der Web-Seite zum Buch lediglich auf die bereits vorhandenen großen Philosophie-Kataloge im Netz, beispielsweise die Philosophie-Seiten von Dieter Köhler. Diese Kataloge übertreffen in bezug auf ihren Umfang, ihre systematische Aufbereitung und ihre Aktualität die in dem Buch ausgewählten Angebote bei weitem. In der lediglich exemplarisch angelegten Linksammlung des Buches finden sich übrigens auch einige für die juristische Arbeit interessante Angebote. So sind beispielsweise auf der Web-Site des Zentrums für medizinische Ethik der Ruhr-Universität Bochum zahlreiche Informationen zum Arzt- und Medizinrecht zu finden. | Abs. 4 |
Nachdem der Autor in den beiden ersten Teilen des Buches erklärt hat, wie das Internet funktioniert und wie der Leser die vielfältigen Angebote effektiv nutzen kann, widmet er den dritten Teil der Frage, wie eigene Angebote im Internet publiziert werden. Auf 17 Seiten erläutert der Autor knapp, wie man Dokumente für das World Wide Web erstellt, wie man diese Dokumente auf einem Server installiert und sein Internet-Angebot der Internet-Öffentlichkeit bekannt macht. Diese Ausführungen haben lediglich einen einführenden Charakter und können dem Internet-Neuling allenfalls einen ersten Eindruck vermitteln. | Abs. 5 |
Der Autor hat sich mit dem Buch das Ziel gesetzt, auf etwa 140
Seiten denjenigen, der an Philosophie interessiert, aber mit dem Internet noch
nicht vertraut ist, an das Medium heranzuführen und ihm die Möglichkeiten
aufzuzeigen, die das Internet bietet, um seine wissenschaftliche Arbeit zu
unterstützen. Dieses Ziel hat der Autor erreicht, auch wenn mittlerweile
einige der Informationen und Internet-Adressen aktualisiert werden müßten.
Das Buch bietet zu einem vergleichsweise niedrigen Preis zahlreiche Antworten
auf Fragen, die den Einstieg in das Internet erleichtern, und bleibt auch für
den fortgeschrittenen Internet-Nutzer, der auf die hochwertigen Quellen im Netz
selbst zurückgreifen kann, ein weiterhin brauchbares Nachschlagewerk in
Papier.
| JurPC Web-Dok. 01/1999, Abs. 6 |
* Markus Junker ist Rechtsreferendar am Oberlandesgericht des Saarlandes und Mitarbeiter bei Prof. Dr. Maximilian Herberger am Institut für Rechtsinformatik an der Universität des Saarlandes (E-Mail: m.junker@rz.uni-sb.de; WWW: http://www.jura.uni-sb.de/urheberrecht/maju.htm). |
[online seit: 08.01.99 ] |
Zitiervorschlag: Autor, Titel, JurPC Web-Dok., Abs. |
Zitiervorschlag: Junker, Markus, Rezension: Tiedemann, Internet für Philosophen, 1997 - JurPC-Web-Dok. 0001/1999 |