JurPC Web-Dok. 19/2007 - DOI 10.7328/jurpcb/200722214

Werner Schweibenz*

Rezension Radtke, Angie / Charlier, Michael, Barrierefreies Webdesign - Attraktive Websites zugänglich gestalten

JurPC Web-Dok. 19/2007, Abs. 1 - 5


Radtke, Angie / Charlier, Michael
Barrierefreies Webdesign
München: Addison-Wesley
2006
ISBN: 978-3-8273-2379-8, 3-8273-2379-7
252 Seiten
Preis: 39,95 Euro (DE), 41,10 Euro (AT), 67 sfr (CH)
Mit ihrem Buch haben Angie Radtke und Michael Charlier ein umfassendes Werk vorgelegt, das Theorie und Praxis aufs nützlichste verbindet und sowohl für die eigenständige Einarbeitung in die Thematik als auch für die Verwendung in der Lehre sehr geeignet ist. Der hohe Praxisbezug wird erreicht durch ein authentisches Web-Projekt für eine fiktive Gemeinde, das einen barrierebehafteten und einen überarbeiteten, barrierearmen Zustand zeigt. Dies erlaubt den Lesern einen direkten Vergleich, nicht nur am Beispiel von Abbildungen und Beschreibungen im Buch, sondern auch im Web. JurPC Web-Dok.
19/2007, Abs. 1
Das Buch gliedert sich in einen eher theoretisch ausgerichteten Grundlagenteil und einen praktischen Teil. Im Grundlagenteil werden die Fragen erörtert, was Barrierefreiheit ist und wem sie nützt, warum Zugänglichkeit und ansprechendes Design kein Widerspruch sind und welche gesetzlichen Vorgaben gelten. Im Praxisteil geht es um die barrierefreie Gestaltung der Web-Site der fiktiven Gemeinde Bad-Seendorf, wobei ein barrierebehaftetes Design analysiert und durch eine barrierearme Version ersetzt wird. Abs. 2
Das einführende Kapitel ist relativ kurz gehalten und umreißt ausgewählte Barrieren nicht nur aus der Sicht von Menschen mit Behinderungen, sondern auch von Nutzern, die mit situativen Behinderungen zu kämpfen haben, wie beispielsweise einer langsamen Internetanbindung im Hotel oder unkontrollierbaren Lichtverhältnisse im fahrenden Zug. Dieser Bezug auf eine breite Nutzergruppe wird im zweiten Kapitel beibehalten. Dort werden an sehr anschaulich aufbereiteten und gut nachvollziehbaren Beispielen die Probleme behinderter Nutzer sowie der Altersgruppe 50plus beim Umgang mit dem Internet dargestellt, indem für verschiedene Gruppen von Betroffenen jeweils die Ausgangslage analysiert und Abhilfen vorgeschlagen werden. Sehr gelungen ist die Illustration der Beispiele durch zahlreiche Abbildungen. In gleicher Weise wird im dritten Kapitel das Thema Zugänglichkeit und Design behandelt, wobei wieder Illustrationen unterstützend eingesetzt werden, um beispielsweise Fragen des Layouts, des Einsatzes von Farben und der Bedeutung von Kontrasten zu veranschaulichen. Im Kapitel 4 werden die gesetzlichen Vorgaben in Deutschland und den USA genannt, ohne dass sie näher ausgeführt würden. Eine Beschreibung der Situation beim Bund und in den einzelnen Ländern wird bewusst unterlassen und durch den Verweis auf aktuelle Darstellungen im Internet ersetzt. Dies mag für ein juristisches Publikum etwas unbefriedigend sein, erscheint aber vertretbar, da die Autoren auf diesem speziellen Gebiet keine Experten sind. Im Anschluss folgt eine Darstellung der Web Content Accessibility Guidelinesals Richtlinien für die praktische Umsetzung von Barrierefreiheit. Dabei werden dem teilweise recht abstrakten Wortlaut der Richtlinien knappe, aber verständliche Erläuterungen gegenübergestellt und mit Beispielen versehen. In diesem Kapitel ist die Wahl der Abbildungen stellenweise etwas befremdlich, weil sie rein oft rein dekorativen Charakter haben. Abs. 3
Die Kapitel des Praxisteils widmen sich dem Web-Angebot der fiktiven Gemeinde Bad Seendorf (Internet, URL http://www.bad-seendorf.de). In mehreren Kapiteln werden eine Analyse, die Maßnahmen zur Korrektur von Barrieren sowie das Konzept für den barrierearmen Relaunch vorgestellt. Dabei werden gezielt Zugangsblockaden und Zugangserschwernisse gezeigt und Hinweise für die Behebung gegeben. In den folgenden Kapiteln werden die barrierearme Gestaltung des Grundgerüsts eines Web-Auftritts sowie der zu präsentierenden multimedialen Inhalte gezeigt und Sonderfälle wie PDF, Flash, und Videos in Deutscher Gebärdensprache behandelt. Eine Beschreibung des Einsatzes von Content-Management-Systemen für barrierefreie Web-Angebote legt den Schwerpunkt auf die Systeme Joomla! und TYPO3. Abs. 4
Insgesamt zeichnet sich das Buch durch eine besondere Lesefreundlichkeit und einen hohen Praxisbezug aus. Die Texte sind leicht zu lesen, die Sprache ist einfach und verständlich. Zahlreichen Randnotizen, die farblich und grafisch gestaltet sind, enthalten Verweise und Erläuterungen und stellen Bezüge her, sowohl zu Beispielen als auch zu den einzelnen Prüfpunkten der Barrierefreie Informationstechnik-Verordnung (BITV). In den Text integrierte Abbildungen sowie Hinweise auf Benutzungsprobleme für Menschen mit Behinderungen und Testmöglichkeiten machen die Problematik von Barrieren deutlich und anschaulich, so dass man nicht jeden Code-Schnipsel lesen und verstehen können muss, um zu begreifen, welche Vorteile eine barrierearme Gestaltung von Web-Sites bietet.
JurPC Web-Dok.
19/2007, Abs. 5
* Werner Schweibenz ist Doktorand an der Fachrichtung Informationswissenschaft der Universität des Saarlandes.
[ online seit: 06.02.2007 ]
Zitiervorschlag: Autor, Titel, JurPC Web-Dok., Abs.
Zitiervorschlag: Schweibenz, Werner, Rezension Radtke, Angie/Charlier, Michael (2006): Barrierefreies Webdesign. Attraktive Websites zugänglich gestalten - JurPC-Web-Dok. 0019/2007