JurPC Web-Dok. 42/2001 - DOI 10.7328/jurpcb/200116481

Cornelia Klam *

Rezension: Reinermann, Der öffentliche Sektor im Internet, Speyerer Forschungsbericht 206

JurPC Web-Dok. 42/2001, Abs. 1 - 8


Reinermann, Heinrich
Der öffentliche Sektor im Internet
Veränderungen der Muster der öffentlichen Verwaltungen
Speyerer Forschungsbericht 206
126 Seiten
ISBN 3-932112-44-X
13,00 DM
Der Forschungsbericht 206 zum Themengebiet des öffentlichen Sektors im Internet - Veränderungen der Muster öffentlicher Verwaltungen - beschäftigt sich mit den Herausforderungen durch moderne Informations- und Kommunikationstechnologien und durch die Internet-Technologien. Dabei werden die Potenziale für Verwaltungsreformen aufgezeigt, auf die Konturen neuer Verwaltungsmuster eingegangen und die Konsequenzen für den öffentlichen Dienst herausgearbeitet. Weitere zentrale Themen sind das neue Verhältnis von Bürger und Verwaltung sowie die neue Rolle und Funktion von Staat und Verwaltung im Informationszeitalter.JurPC Web-Dok.
42/2001, Abs. 1
Im ersten Kapitel weist der Autor darauf hin, dass das herausragende Wachstum der Informationstechnik auch vor der öffentlichen Verwaltung nicht anhält, so dass sich die Anforderungen an die Verwaltung ändern. Die Informationstechnik ist inzwischen durch die allgegenwärtige Computertechnik, die umfassende Vernetzung, die Kompatibilität von Hard- und Software, die einfache Bedienbarkeit über grafische Benutzeroberflächen und nicht zuletzt über Sicherheitsstandards derart ausgereift, dass es für die Verwaltung geradezu ein Muss ist, diese Technik für sich nutzbar zu machen.Abs. 2
Die Informationstechnologie hat innerhalb der Verwaltung neue Konturen herausgebildet. Die elektronische Erfassung der Daten und die Vernetzung der Arbeitsplätze führt dazu, dass das Datenkapital flexibler und vor allem nahtlos, da einheitlich, von unterschiedlichen Stellen der Verwaltung genutzt werden kann. Es muss nicht mehr jede Behörde einzeln einen Datenstamm aufbauen. Die Daten sind schnell zugänglich, und es wird die Möglichkeit eröffnet, zusammenhängende Bereiche miteinander zu koppeln. Die Verwaltungsarbeit wird für den Bürger effizienter, da er quasi in einem "one-stop shop" seine Angelegenheiten erledigen kann und nicht mehr einzelne Ämter aufsuchen muss. Öffentliche Daten sind über das Internet für den Bürger leicht zugänglich, was allgemein auch das Interesse der Bürger an solchen Daten stärkt. Dies führt einerseits zur Transparenz der Verwaltung und andererseits zu einem Wettbewerb zwischen einzelnen Verwaltungen, da dem Bürger eine Vergleichsmöglichkeit eröffnet wird. Die Kommunikation innerhalb der Verwaltung und zwischen Bürger und Verwaltung wird durch die Möglichkeit des elektronischen Post (Email) verbessert. Die Email ist schneller als ein herkömmlicher Brief und zeitungebunden im Vergleich zum Telefonat, bei dem der Kommunikationspartner zu einer bestimmten Zeit am anderen Ende der Leitung sein muss. Von der Behörde moderierte Web-Portale vermitteln zwischen Anbietern von und Nachfragern nach Web-Seiten, Email-Adressen und anderen Anwendungen auf der Basis von Internettechnologien. Die Hauptaufgabe der Verwaltung ist also strategisches Denken zur optimalen zielgruppenorientierten Ausnutzung der gebotenen Möglichkeiten.Abs. 3
Das dritte Kapitel handelt vom neuen Dreiklang des öffentlichen Dienstes - mehr Selbstbestimmung, mehr Selbstorganisation, mehr Selbstlernen. Zunächst bieten die neuen Technologien dem Arbeitnehmer mehr Selbstbestimmung im Hinblick auf seinen Arbeitsplatz. Er ist einerseits autonomer mit Blick auf Ort, Zeit, Menge und Abhängigkeit des Arbeitens, andererseits dadurch aber auch stärker auf sich gestellt. Ferner erwartet man von ihm mehr Fach- und Technikwissen. Die Zukunft der Verwaltung wird nach der Vorstellung des Autors durch Reformen von unten, also von der Angestelltenseite her, bestimmt. Er erläutert dies anschaulich am Beispiel des Betriebssystems Linux, das nur deshalb so ausgereift ist, weil viele einzelne Programmierer aus eigenem Antrieb heraus an ihm gearbeitet haben. Innerhalb der Verwaltung muss man eine ebensolche transparente Kommunikation Gleichgeordneter erreichen. Am Besten gelingt das, wenn man den Mitarbeitern sowohl den zeitlichen Spielraum als auch die technische Infrastruktur zur Verfügung stellt. Konsequent führt dies dazu, dass sich die Mitarbeiter notwendigerweise im Hinblick auf die technischen Neuerungen fortbilden müssen. Diese Fortbildung steht für diese Leute aber auch häufig auf der Ebene des persönlichen Strebens nach Selbstverwirklichung. Letztlich sind die Bildungsmöglichkeiten derzeit sowohl über als auch mit dem Internet sehr gut.Abs. 4
Das vierte Kapitel handelt über die neue Beziehung zwischen dem Bürger und der Verwaltung. Die Verwaltung erbringt Dienstleistungen am Bürger. Das World Wide Web (WWW) eröffnet die Möglichkeit, Bürger schnell, problembezogen und über einen leichten Zugang zu informieren. Im Gegenzug entsteht auch eine stärkere Teilhabe von Seiten des Bürgers, der beispielsweise über Email eher geneigt ist, konstruktive und damit wertvolle Kritik einer Behörde gegenüber zu äußern als über den herkömmlichen Postweg. Das Angebot der Verwaltung bleibt nicht bei der bloßen Information stehen, sondern bietet auch gezielten Service, vielleicht eines Tages bis hin zu einer elektronischen Stimmabgabe bei Wahlen. Die Entwicklung darf aber nicht dahin führen, dass neue Technologien die alten Kommunikationswege ersetzen. Sie sollen sie lediglich ergänzen.Abs. 5
Durch die neueren Entwicklungen bekommen Staat und Verwaltung auch neue Funktionen. Ihre Aufgaben sind das Ingangsetzen und Moderieren eines gesellschaftlichen Dialogs über die Zwecke der Informationstechnologie. Außerdem obliegt es dem Staat, auf dem Bildungssektor die Weichen für die Bedürfnisse des Arbeitsmarktes im Informationszeitalter zu stellen. Eine der Hauptaufgaben ist aber die Anpassung der informationstechnischen und rechtlichen Infrastruktur, um die neugeschaffenen Möglichkeiten entsprechend verwirklichen zu können. Abs. 6
Der Autor möchte mit seinem Forschungsbericht die Veränderungen darlegen, die sich in der Verwaltung durch die neuen Informationstechniken ergeben. Er hat dies sehr ausführlich und mit vielen Metaphern getan, die meistens anschaulich, gelegentlich aber auch aufgezwungen erscheinen. Inhaltlich vermag die Arbeit aber zu überzeugen. Die wesentlichen Aspekte zu dem Thema sind angesprochen und näher dargelegt. Bei der Lektüre ist aber zu bedenken, dass der Autor sehr weit in die Zukunft blickt. Er setzt voraus, dass die Verwaltungseinheiten nicht nur gewillt, sondern finanziell auch in der Lage sind, die technischen Grundlagen für Veränderungen zu schaffen. Dies ist bei vielen kleinen Verwaltungseinheiten in einer Zeit allgemeiner Finanzknappheit aber gerade das Hauptproblem. Die unterschiedlichen Blickwinkel, die der Autor ansetzt, führen zwangsläufig dazu, gewisse Argumente wiederholt anzuführen. Der Sprachstil ist sehr anspruchsvoll, so dass sich die Broschüre als Einstiegslektüre in die Thematik weniger eignet. Für jemanden, der bereits einen gewissen Bezug zu dem Thema hat, ist der Bericht aber empfehlenswert.Abs. 7
Der Forschungsbericht enthält 109 Textseiten und kann gegen eine Gebühr von 13 DM beim Forschungsinstitut für öffentliche Verwaltung in Speyer geordert werden (foev@dhv-speyer.de).
JurPC Web-Dok.
42/2001, Abs. 8
* Cornelia Klam ist Assessorin und wissenschaftliche Hilfskraft am Lehrstuhl für Bürgerliches Recht, Zivilprozessrecht und Rechtsphilosophie von Prof. Dr. H. Rüßmann in Saarbrücken, wo sie derzeit an ihrer Dissertation arbeitet.
[online seit: 23.04.2001]
Zitiervorschlag: Autor, Titel, JurPC Web-Dok., Abs.
Zitiervorschlag: Klam, Cornelia, Kurzrezension: Reinermann, Der öffentliche Sektor im Internet, Speyerer Forschungsbericht 206 - JurPC-Web-Dok. 0042/2001