JurPC Web-Dok. 96/2000 - DOI 10.7328/jurpcb/200015692

Stephan Hofer *

Gestaltung regionaler Informationssysteme
Thema: Verwaltung und Internet
2. Phase: Die Planung des ersten Einstiegs

JurPC Web-Dok. 96/2000, Abs. 1 - 18


Der Aufsatz ist Manuskript eines Vortrags, der im Wintersemester 1999/2000 im Rahmen einer projektbezogenen Arbeitsgemeinschaft bei Prof. Dr. Heinrich Reinermann an der Deutschen Hochschule für Verwaltungswissenschaften gehalten wurde. JurPC veröffentlicht insgesamt fünf Beiträge aus dieser Arbeitsgemeinschaft, in denen die verschiedenen Phasen der Realisierung eines Webauftritts einer Behörde dargestellt werden. JurPC Web-Dok.
96/2000, Abs. 1
Bei der Planung des ersten Auftritts der Verwaltung im Internet gibt es einige Punkte zu bedenken. Abs. 2
Zunächst muss klar sein, welche Ziele verfolgt werden, und mit welchem Aufwand diese Ziele erreicht werden sollen. Abs. 3

1. Ziele der Verwaltung können sein:

  • Interaktion mit dem Bürger besser zu ermöglichen, da die Verbindung über Internet und E-Mail 24 Stunden täglich möglich ist.
  • Besserer Informationszugang der Bürger, um mehr Transparenz der Verwaltung zu realisieren.
  • Interesse für die Verwaltung und Verwaltungseinheit zu wecken, um das Wachstum und die Zufriedenheit der Bürger und Betriebe in der Region zu steigern.
  • Kosteneinsparung durch Aufbau eines Intranet (also quasi eines verwaltungsinternen world wide web), Reorganisation von back office-Prozessen, verwaltungsintern Reorganisation von back office-Prozessen unter Berücksichtigung arbeitsteiliger Prozessgestaltung über Verwaltungsgrenzen hinweg ("Virtualisierung" von Verwaltung)(1)
Abs. 4

2. Was soll ins Netz (Themen/Zielgruppe/Ziele)

Als Themen der Internetpräsentation bieten sich folgende besonders an:
  • Aufbau der Verwaltungseinheit (Gemeinde/Kreis/Land).
  • Veranstaltungen der Verwaltung (Gemeinde-, Stadtratssitzung, Wahlen, Konzerte, Kreiswanderungen).
  • Zuständigkeit der einzelnen Personen in der Verwaltung. Wer hat welche Ämter?
  • Was bekomme ich wo, und welche Unterlagen und Voraussetzungen muss ich dafür mitbringen?
  • Werbung für lokale Veranstaltungen, wie Dorf-, Stadt- oder Weinfeste.
  • Hinweise auf kulturelle Angebote wie Kino-, Theaterprogramm, Autorenlesung, u. ä.
  • Vereins- und andere Nachrichten aus der Region.
  • Verkehrsinformationen wie Stadtplan, Fahrpläne vom ÖPNV, Parkleitsysteme, Carsharing, Fahrradverleih u.ä.
  • Interaktionen mit dem Bürger und den Betrieben, beispielsweise durch E-Mail, Chat, oder die Möglichkeit, Anträge online zu stellen (z.B. Hamburg(2), Köln(3), Berlin(4), Mannheim(5))
  • Möglichkeit, Formblätter herunterzuladen, Autokennzeichen zu reservieren, Kraftfahrzeuge an- und abzumelden, Personen um- und abzumelden, Mülltonnen zu bestellen, Kinderbetreuungsplätze zu suchen...
  • heute hat der Internet-Nutzer nur in Ausnahmefällen die Möglichkeit, Transaktionen vollständig elektronisch abzuwickeln.
  • Sicherheit: Soweit die Behörden eigene Angebote im Internet zum Abruf bereitstellen, muss gewährleistet sein, dass die Bürgerinnen und Bürger auf diese Informationen zugreifen können, ohne dass sie auf den Servern der Verwaltung elektronische Spuren hinterlassen. Wenn über das Internet eine direkte Kommunikation zwischen den Bürgerinnen und Bürgern und der Verwaltung ermöglicht werden soll, muss zusätzlich sichergestellt werden, dass die Kommunikationsvorgänge mit sensiblen personenbezogenen Daten vertraulich, d.h. ohne unbefugte Kenntnisnahme Dritter abgewickelt werden.
Abs. 5

Zielgruppe

Als Zielgruppen kommen die Bürger der Gemeinde/Kreis/Land in Betracht, aber auch Betriebe, die sich in der Region niederlassen möchten oder sich auch schon niedergelassen haben. Auch Touristen stellen eine Zielgruppe dar. Abs. 6

3. Wer gestaltet die Seiten?

Weiterhin muss geklärt werden, wer die Seiten gestaltet und auf dem aktuellen Stand hält. Denn nichts ist uninteressanter als veraltete Informationen. Abs. 7
Als Möglichkeiten kommen die Verwaltung selbst, private (kommerzielle) Anbieter oder öffentliche Anbieter, wie beispielsweise die Universität, in Betracht. Abs. 8
Der Vorteil einer Gestaltung durch die Verwaltung selbst liegt darin, dass die Seiten sehr aktuell gehalten werden können und auch ein direkter Zugriff der Verwaltung besteht. Der Nachteil ist allerdings, dass die Verwaltung Bedienstete ausbilden lassen und zur Betreuung der Homepage abstellen muss. Dies kann besonders in Zeiten leerer Kassen und zu weniger Planstellen in der Verwaltung schwierig sein. Abs. 9
Der Vorteil einer Gestaltung durch kommerzielle Anbieter liegt vorwiegend darin, dass die Kosten besser kalkulierbar sind und oftmals ein professionelleres Outfit der Seite erreicht werden kann. Außerdem muss kein Personal ausgebildet und freigestellt werden. Abs. 10
Ein Nachteil ist aber, dass die Verwaltung dann nicht mehr direkt die aktuellen Informationen ins Netz bringen kann und auch mehr falsche, durch Kommunikationsprobleme entstandene Daten ins Internet kommen. Abs. 11
Eine Gestaltung durch die Universität oder Hilfskräfte bietet eine interessante Alternative zu den vorher genannten Möglichkeiten. Die Universität hat durch ihre Vorreiterstellung im Internet ein sehr großes Potenzial an Personen, die sich mit dem Internet befassen und auch sehr gute Homepages und Homesites erstellen können. Dadurch lassen sich auch neue Techniken im Internet, wie Java, Javascript, E-Mail-Listen, Chat und Ähnliches gut nutzen. Abs. 12
Interessant bei der Gestaltung ist aber nicht nur, wer dies verwirklicht, sondern auch wie, also z. B. ob eine Verwaltung ein ähnliches Gestaltungskonzept hat wie andere gleichartige Verwaltungen. Ein solches Gesamtkonzept ist nämlich von unschätzbarem Vorteil für den Benutzer, da er dann nicht bei jeder Seite neu lernen muss, wie er zu den gewünschten Informationen und Möglichkeiten gelangen kann. Abs. 13

4. Wie findet man die Homepage?

Eine zentrale Frage beim Aufbau einer Homepage ist die Adresse im Internet und die Wahl geeigneter Stichwörter für die Suchmaschinen. Abs. 14
Welche URL gewählt wird, ist mit ausschlaggebend für den Erfolg einer Präsentation im Internet. Sinnvoll für Verwaltungen ist es nicht nur, einen möglichst kurzen und einprägsamen Namen zu haben, sondern vor allem einen Namen nach dem Schema www.derNamederVerwaltung.de oder www.derNamederVerwaltungseinheit.de Abs. 15
Wichtig zum Finden der Homepage ist neben dem Adressenname auch die richtige Eintragung in Suchmaschinen und Katalogen(6)mit sinnvollen Stichworten. Dabei sollte vor allem darauf geachtet werden, dass neben allgemeinen Begriffen auch konkret mit dem Inhalt in Verbindung stehende Stichwörter benutzt werden. Als Beispiel für allgemeine Stichwörter könnten gelten: Verwaltung, Behörde, Kreis; für spezielle Stichwörter: Passantrag, Hundesteuer, u. ä. (also Dienstleistungen, die angeboten werden) Abs. 16

5. Wie wird die lnternetpräsenz finanziert?

Ein Punkt, der nicht vergessen werden darf, ist die Finanzierung des Internetauftritts. Dabei kommen für die öffentliche Verwaltung folgende Möglichkeiten in Betracht:
  • Finanzierung über den Haushalt; dies dürfte wohl die häufigste Art der Finanzierung sein,
  • über Werbung auf der Homepage und in Mitteilungs- und Informationsbroschüren(7),
  • Public private patnerships eingehen, um die Kosten zu verteilen,
  • nach Spenden oder Sponsoren (Telekommunikationsanbieter, IT-Untemehmen) suchen,
  • nach Förderung Ausschau halten (z.B. das IST-Programm aus dem Fünften Rahmenprogramm der EU; 20 Landesinitiativen, Bundesprogramme wie Media@Komm(8))
Abs. 17

6. Impressum

Was auf keiner Internetseite fehlen sollte, ist ein Impressum. Darin sollte eine vollständige Auflistung der Bearbeiter der Seite und die für die Redaktion Verantwortlichen enthalten sein. Es muss also geklärt werden, wer die Verantwortlichen und Zuständigen sind. Dies kann sich als recht kompliziert herausstellen, da es meist an einer gesetzlichen Regelung fehlt.
JurPC Web-Dok.
96/2000, Abs. 18

Fußnoten:

(1)http://www.kgst.de/gutachten/vortraege/kom_internet/set_kominternet.htm

(2) http://www.hamburg.de

(3) http://www.koeln.de

(4) http://www.berlin.de

(5) http://www.mannheim.de

(6)http://www.kommon.de/staedte.htm

(7) http://www.berlin.de

(8)http://www.dlr.de/IT/MM/media@komm/


* Stephan Hofer ist Rechtsreferendar im OLG-Bezirk Zweibrücken.
[online seit: 19.06.2000]
Zitiervorschlag: Autor, Titel, JurPC Web-Dok., Abs.
Zitiervorschlag: Hofer, Stephan, Gestaltung regionaler Informationssysteme - 2. Phase: Die Planung des ersten Einstiegs - JurPC-Web-Dok. 0096/2000